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10. Zeichenfestival „ausgezeichnet!“ unter dem Motto „Zeichnung & Sex“
05.11.2025
Kategorie: MuKuBi
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Im Oktober 2025 nahm unser LK Kurs der IGS Flötenteich an einem außergewöhnlichen Kunstworkshop teil, der sich intensiv mit den Themen Körper, Sexualität und gesellschaftlichen Rollenbildern auseinandersetzt. Unter Leitung erfahrener Künstlerinnen arbeiteten die Teilnehmenden eine Woche lang an experimentellen Techniken, erstellten ausdrucksstarke Zeichnungen und Collagen und reflektierten das eigene Körperbild im Kontext der Kunst und gesellschaftlicher Erwartungen. Die besondere Atmosphäre der Museen und die interaktiven Aufgaben, etwa das Hinzufügen von Körperbehaarung zu klassischen Statuen oder das kreative Verzerren von Porträts, ermöglichten einen vielschichtigen Zugang zu Fragen der Identität und Wahrnehmung.

Thema und Ziel des Projekts

In unserem Kunstprojekt haben wir uns eine Woche lang mit dem Thema Sex und Körper beschäftigt. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie wir unseren Körper wahrnehmen und wie er in der Kunst dargestellt werden kann. Wir haben viele Zeichnungen angefertigt und unterschiedliche Techniken ausprobiert, um uns diesem Thema von verschiedenen Seiten zu nähern.

Begleitet wurden wir von Künstlerinnen und Künstlern, die uns Anregungen gegeben und unsere Arbeit unterstützt haben. Dadurch konnten wir nicht nur praktische Tipps bekommen, sondern auch erfahren, wie andere Menschen mit diesem Thema künstlerisch umgehen.

Das Ziel des Projekts war es, die entstandenen Arbeiten in einer Ausstellung zu zeigen. Deshalb haben wir während der Woche intensiv daran gearbeitet, unsere Ideen umzusetzen und eigene Ausdrucksweisen zu entwickeln. Am Ende entstand so eine Sammlung von Werken, die unsere persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Sex und Körper sichtbar macht.

Unser Kunstworkshop stand unter dem Thema „SEX“, eine Auseinandersetzung mit Sexualität, Körperbildern und dem gesellschaftlichen Bild der Frau. Ziel war nicht reine Provokation, sondern künstlerische Reflexion.

Zu Beginn arbeiteten wir mit einer Projektortechnik. Wir machten ein Foto von uns, zeichneten es auf eine Folie und projizierten es groß an die Wand. Auf Plakate übertrugen wir unsere Porträts und gestalteten sie mit Wachskreide. Später nutzten wir dieselbe Technik mit einem Foto, das innere Gefühle und Gedanken ausdrücken sollte. So entstand eine Verbindung zwischen Körperbild und Identität, der Frage, wie wir uns selbst sehen und wie wir wahrgenommen werden.

In einer weiteren Aufgabe erstellten einige „Scham und Machtfotos“, um Gefühle wie Scham, Stärke oder Verletzlichkeit im Kontext von Sexualität zu erforschen. Andere arbeiteten an einem Gemeinschaftsbild mit farbigen Umrissen und Begriffen wie Scham, Lust, Angst oder Wut, um Emotionen rund um Sexualität und Identität darzustellen.

Der Workshop zeigte, wie Kunst Raum schafft, um sich selbst und gesellschaftliche Vorstellungen kritisch zu hinterfragen.

Erste Aufgabe

Bei der ersten Aufgabe haben wir in Partnerarbeit gearbeitet. Eine Person hat eine Glasplatte vor das Gesicht gehalten, und die andere hat mit schwarzer Farbe den Umriss des Gesichts und die Gesichtszüge direkt auf die Glasfläche gezeichnet. Danach wurde die bemalte Glasplatte auf ein Blatt Papier gedrückt, sodass sich die Farbe abgedrückt hat und ein spannender Abdruck des Gesichts entstanden ist. Dadurch wirkte das Bild leicht verzerrt und unregelmäßig, was dem Ganzen einen interessanten, experimentellen Charakter gegeben hat. Die Übung hat gezeigt, wie spannend es sein kann, mit ungewöhnlichen Techniken zu arbeiten und Zufälle in die Gestaltung einzubeziehen.

Zweite Aufgabe

In der zweiten Aufgabe ging es um das Thema Das Bild von Mann und Frau in Zeitschriften. Wir sollten Collagen gestalten, in denen wir zeigen, wie Männer und Frauen in den Medien dargestellt werden. Dafür haben wir aus verschiedenen Zeitschriften Bilder ausgeschnitten und neu zusammengesetzt. Dabei ging es darum, bewusst darauf zu achten, welche Rollenbilder oder Schönheitsideale vermittelt werden und wie unterschiedlich Männer und Frauen oft gezeigt werden. Die Aufgabe sollte uns dazu anregen, über solche Darstellungen nachzudenken und eigene Sichtweisen dazu gestalterisch auszudrücken.

Dritte Aufgabe

Bei der dritten Aufgabe haben wir Porträts von einer anderen Person gezeichnet. Dafür hatten wir ein normales Blatt Papier und sollten mit Bleistift oder Filzstift arbeiten. Das Besondere war, dass wir den Stift nicht normal in der Hand halten durften, sondern mit einer Verlängerung, sodass die Kontrolle über die Linien eingeschränkt war. Durch diese ungewöhnliche Haltung entstanden spontane und ungenaue Linien, die das Porträt freier und lebendiger wirken ließen. Die Übung diente dazu, das genaue, kontrollierte Zeichnen loszulassen und mehr auf Ausdruck und Bewegung zu achten.

Museumsbesuche

Besuch im Augusteum

Am Dienstag sind wir alle zusammen in das Augusteum gegangen.

Um uns noch etwas mit der Körperdarstellung auseinanderzusetzen, haben wir die Aufgabe bekommen, uns zwei Gemälde oder Statuen auszusuchen, die möglichst eine Person, die ihr Gesicht zeigt, darstellen, und sie dann abzuzeichnen.

Nachdem wir mit unseren Zeichnungen fertig waren, haben wir sie in der Gruppe präsentiert und uns ausgiebig mit den Künstlern über die Werke ausgetauscht. Unter anderem haben wir uns über die unterschiedliche Darstellung von Mann und Frau in der Kunst unterhalten.

Am Ende gab es noch eine Feedbackrunde, in der wir zuletzt noch unsere Meinung sagen konnten.

Besuch im Prinzenpalais

Das zweite Museum, das wir besuchten, war das Prinzenpalais, das passenderweise direkt neben dem Augusteum liegt.

Auch hier nahmen wir wieder unsere Skizzenblöcke mit und haben beim Reingehen auch schon den ersten Arbeitsauftrag bekommen. Wir sollten eine Statue abzeichnen, aber das war nicht alles. Während des Abzeichnens sollten wir der Statue noch Körperbehaarung dazu zeichnen, wo und wie viel, war uns überlassen. Nach dem Zeichnen haben wir uns dann ein bisschen darüber unterhalten. Das Hauptthema Körper vs Gesellschaft passte natürlich gut dazu, da wir uns auch darüber ausgetauscht haben, dass die Körperbehaarung in der Kunst oft einfach weggelassen wird und auch in der heutigen Gesellschaft an gewissen Körperstellen häufig wegrasiert wird. Dass wir der Statue also Behaarung gegeben haben, stellt den Kontrast zwischen der Realität mit Scham und der Perfektion zur Schönheit in der Kunst dar.

Danach haben wir uns zusammen mit dem Kurs einzelne Bilder und Gemälde angeguckt, wozu die Künstler auch noch interessanten Input gegeben haben. Daraufhin durften wir dann natürlich auch eigenständig die ganze Ausstellung betrachten. Im Prinzenpalais hat man viel mehr Gemälde von Landschaften gesehen als im Augusteum und auch viele dreidimensionale Werke.

Bei der ersten Aufgabe haben wir festgestellt, dass wir noch zu sehr versuchten, die Motive, die uns vorgelegt werden, genau abzuzeichnen. Deswegen haben die beiden Künstler uns noch eine weitere Aufgabe zur Besichtigung mitgegeben. Wieder sollten wir uns ein Werk der Ausstellung aussuchen und es zeichnen, aber diesmal sollten wir weniger darauf achten, es zu replizieren, sondern das auf unser Papier bringen, was wir in dem Werk sehen. Dies könnten beispielsweise bestimmte Personen sein, die uns besonders auffallen, oder Gesichtsausdrücke, die wir ein bisschen verstärken. Vielleicht gefiel uns in einem Gemälde auch spezifisch, wie die Kleidung gemalt wurde. Auf jeden Fall sollten wir uns von der objektiven Replikation entfernen und uns eher dem Subjektiven widmen, was das Werk für uns ist.

Warum haben wir den Workshop gemacht?

Die Gesellschaft ist sehr durch Stereotypen geprägt. Frauen wurden oft als Objekt der Betrachtung inszeniert, schön, nackt oder idealisiert. Sie verkörperten Natur und Fruchtbarkeit, wurden aber auch als verführerische Gefahr dargestellt, etwa in der Gestalt von Eva oder mythologischen Figuren wie Venus. Männer dagegen wurden überwiegend aktiv gezeigt, als Helden, Herrscher oder Krieger. Ihr Körper symbolisierte Macht und Stärke. In dem Workshop haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie stark Stereotype sowohl in Zeitschriften als auch in der Kunst präsent sind. Dabei haben wir untersucht, wie Körper und Geschlecht dargestellt werden und welche Rollenbilder dadurch vermittelt werden. Anschließend haben wir eigene kreative Darstellungen entwickelt, um diese Stereotype sichtbar zu machen und bewusst zu hinterfragen.

Fazit

Das Kunstprojekt, welches seine Ergebnisse in einer Ausstellung präsentierte, überzeugte als mutiger Raum für Reflexion und kreative Auseinandersetzung mit tabuisierten Themen. Besonders hervorzuheben ist die gelungene Verbindung von Theorie und Praxis zwischen den Begegnungen im Augusteum und Prinzenpalais und der selbstständigen gestalterischen Arbeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die kritische Hinterfragung von Stereotypen, sichtbar in Collagen, Zeichnungen und dialogorientierten Methoden, machte deutlich, wie Kunst einen Zugang zu gesellschaftlichen Debatten schafft und individuelle Perspektiven sichtbar werden lässt. Insgesamt bleibt der Workshop in Oldenburg als inspirierende und herausfordernde Erfahrung im Gedächtnis, die Mut zur eigenen künstlerischen Position und zur offenen Diskussion mit sich brachte.

 

Text: Kunst – LK Q1 2025/26 von Frau Ehrler