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IGS Flötenteich „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage – Lesung mitder Bestsellerautorin Florence Brokowski Shekete
02.06.2024
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Die Projektgruppe „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ hat in
Kooperation mit dem schulischen Kulturpartner Global Music Player eine
Veranstaltungs- und Workshopreihe gegen Rassismus organisiert und in diesem
Rahmen die Bestsellerautorin Florence Brokowski Shekete eingeladen. Vor einem
großen Publikum mit mehr als 350 Schüler*innen hat Florence Brokoswki Shekete
aus ihrem Buch „Mist, die versteht mich ja!“ mit dem Untertitel „Aus dem Leben einer
Schwarzen Deutsche“ gelesen. In dieser spannenden Lesung berichtete sie über
eigene Rassismuserfahrungen und über ihre Strategien, mit diskriminierenden
Äußerungen und abschätzenden Blicken im Alltag umzugehen. Sie stellte heraus,
dass das miteinander Sprechen statt übereinander Sprechen ein wichtiger Schritt ist
gegen Diskriminierung im (Schul)alltag vorzugehen. Sie appellierte an alle, sich auf
Augenhöhe zu begegnen, sich gegenseitig zuhören, sich auszutauschen,
voneinander zu lernen und gemeinsam ein respektvolles, friedliches, gesundes und
glückliches Miteinander zu gestalten.
Der IGS Schüler Roman (Jg. 9) eröffnete mit einem Geigenspiel – dem Musikstück
Schindlers List von John Williams – die Lesung und versetzte das junge Publikum
und auch die Autorin Florence Brokowski Shekete ins Staunen, In dieser ruhigen und
aufmerksamen Atmosphäre nahm Florence Brokowski Shekete die Jugendlichen mit
auf ihre literarische Reise durch ihre Kindheit.
Florence Brokowski-Shekete wurde 1967 in Hamburg als Kind nigerianischer Eltern
geboren und kam mit zwei Jahren in eine Pflegefamilie nach Buxtehude.
Sie erzählte, wie es sich anfühlte, das erste dunkelhäutige Kind in Buxtehude bei
Hamburg zu sein und bei einer Pflegefamilie aufzuwachsen. Ihre leiblichen Eltern
studierten zu der Zeit in Hamburg und konnten Florence deshalb nur selten
besuchen. Florence entwickelte schnell ein Heimatsgefühl und schloss zu ihrer
Pflegemutter Vertrauen. Florence war ein fröhliches Kind und sehr aufgeschlossen
gegenüber anderen Leuten, obwohl sich einige Menschen in ihrem sozialen Umfeld
erst an sie gewöhnen mussten. Sie war dem täglichen Alltagsrassismus ausgesetzt.
Die Menschen berührten ungefragt ihre Haare und fragten ständig, wo sie herkam.
Florence hat eine liebevolle Pflegemutter, die stets an ihrer Seite war und viel
Unterstützung gab. Florence verbrachte eine gute und geordnete Kindheit.
Nach sieben Jahren, im Frühjahr 1976, war schließlich der Tag gekommen, an dem
Florence wieder mit nach Lagos (Nigeria), die Heimat ihrer Eltern, kommen
sollte. Der Abschied von ihrer Pflegemutter, ihrer ,,Mama”, fiel ihr unheimlich
schwer. Sehnsucht, Heimweh und Gedanken der Ungewissheit erfüllten das junge
Mädchen mit Traurigkeit und Schmerz.
In Nigeria angekommen, verspürte Florence ein Fremdheitsgefühl, denn sie kannte
niemanden von ihren leiblichen Verwandten, sie verstand die Sprache nicht, denn
Florence war mit Deutsch aufgewachsen.
Florence ging zwar in Nigeria auf eine deutsche Schule, dennoch fühlte sie sich in
Nigeria mehr als Ausländerin. Der starke Kulturwechsel machte ihr sichtlich schaffen.
,,Das überlebe ich hier nicht” schwirrte in ihrem Kopf umher.
Nur über eine aufmerksame, einfühlsame und hilfsbereite Lehrerin konnte Florence
nach dreieinhalb Jahren wieder alleine nach Buxtehude zu ihrer Pflegemutter
zurückkehren, bei ihr aufwachsen und ihre deutsche kulturelle Identität wieder
ausleben.
Florence Brokowski-Shekete baute sich ab dem Zeitpunkt mit Hilfe ihrer Pflegemutter
ein Leben nach ihren Interessen, Vorstellungen und Werten auf. Zurück nach
Nigeria wollte sie nie. Und obwohl sie enormen Druck von ihren Eltern aus Nigeria
bekam, in Europa eine gute Karriere anzustreben, blieb sie sich selbst treu und
machte – auch wenn sie hier immer wieder Alltagsrassismus zu spüren bekam – was
sie für richtig hielt.
Florence berichtete über konkrete Diskriminierungen, Beleidigungen, die sie auch in
ihrer Jugend leider immer wieder zu spüren bekam – egal ob von Lehrern,
Lehrerinnen, Schülern, Schülerinnen oder von Leuten auf den Straßen.
Nach der Lesung aus ihrem Buch moderierten drei Schülerinnen (Aurelie, Christina
und Rula aus dem 8 Jg.) eine Fragerunde. Zum Beispiel interessierten sich die
Schüler:innen dafür, welches Verhalten Florence Brokowski Shekete sich wünscht,
wenn andere in der Schule mitbekommen und Zeugen sind, dass jemand aufgrund
der Hautfarbe ausgegrenzt und angefeindet wird. Die Antwort war Hinschauen,
Äußerungen nicht ignorieren und der diskriminierenden Person – manchmal offensiv
– ihr Fehlverhalten aufzeigen und eine echte Entschuldigung bzw.
Verhaltensänderung einzufordern, zum Beispiel über die Frage „Warum machst du
das?“ Auf die Frage nach prägenden Vorbildern bzw. Lieblingsmenschen nannte
Frau Brokowski Shekete das Ehepaar Barack und Michelle Obama. „Für mich ist
heute die stark und selbstbewusst auftretende Florence Shekete-Borowski ein positives
Vorbild und Mutmacherin gewesen, auch über meine eigenen
Diskriminierungserfahrungen zu sprechen“, so die Schülerin Grace. Michella (8.
Klasse) ergänzte: „Heute haben wir unsere Stimme gegen Rassismus und
Diskriminierung erhoben. Ich bin gehört worden und habe mich stark gefühlt“.
Nach der Mittagspause wurde die Lesung mit einer Podiumsdiskussion und weiteren
Gästen mit Migrationshintergrund fortgesetzt . es spielten auch hier Musikalisch – mit
Gitarre und Gesang – eröffneten die Kulturpartner*innen vom Verein global Music
Player die Podiumsdiskussion. Diese zwei „Locals“ berichteten über ihr Leben in
Oldenburg – nicht nur über negative sondern auch viele positive Erfahrungen. In
ihrem Lebensumfeld. „Wir werden nicht in die Welt mit einer diskriminierenden
Haltung anderen gegenüber geboren“, so der Kulturpartner Bernard (Global Music
Player). Je früher wir uns alle mit Offenheit, Toleranz und Wertschätzung begegnen,
desto größer ist die Hoffnung, dass wir Menschen lernen, die Vielfalt
unterschiedlicher Kulturen als Bereicherung zu erleben.
„Ich bin begeistert, dass auf der heutigen Schule ohne Rassismus – Schule mit
Courage Veranstaltung sich so viele aktiv eingebracht haben, dass angeregt
diskutiert wurde und dass so viele Schüler*innen offen und authentisch ihre Stimme
gegen Rassismus erhoben haben. Diese Veranstaltung hat nochmal deutlich
gemacht, wie groß der Bedarf ist über alltägliche seelische Verletzungen durch
diskriminierende Äußerungen zu sprechen und sich darüber in der Schule auf
Augenhöhe auszutauschen“, so Annegret Meyer (Mitglied der Schulleitung und
Kulturkoordinatorin an der IGS Flötenteich).
Mehr Infos zum Interview und der Lesung gibt es hier:
https://www.nwzonline.de/oldenburg/igs-floetenteich-in-oldenburg-lesung-mit-florencebrokoswki-
shekete_a_4,1,365148562.html
https://www.nwzonline.de/oldenburg/igs-floetenteich-in-oldenburg-lesung-mit-florencebrokoswki-
shekete_a_4,1,365148562.html
https://werkstatt-zukunft.org/index.php?id=2024/2426-05-brokowski-shekete.php
Schüler*innen Interview (Grace und Michella aus Jg.8 ) mit Florence Brokowski-Shekete ist
online: https://www.youtube.com/watch?v=avkqFiJjtkY