menu
close
Malak Kadours Flucht aus Syrien soll nicht vergessen werden
23.06.2022
Kategorie: MuKuBi
Gallery image Gallery image Gallery image Gallery image
chevron_left
chevron_right

Malak Kadour hat am Jugendkulturpreis 2022 teilgenommen und mit der Geschichte über ihre Flucht aus Syrien gleich zwei Mal gewonnen.

Ihre Flucht aus Syrien war lang und beschwerlich. Aber alles ist besser als Krieg. Malak Kadour ist 14 Jahre alt und lebt mittlerweile in Oldenburg. Sie hat ihre Geschichte aufgeschrieben.

Die Erde bebt, Staub liegt in der Luft, jeden Tag kreisen Flugzeuge über ihrer Heimat, Todesangst ist ihr ständiger Begleiter und die einst so schöne und ausgelassene Kindheit scheint für immer vorbei zu sein. Mittlerweile ist es fast sieben Jahre her, dass Malak Kadour gemeinsam mit ihrer Familie geflüchtet ist. Sie haben es nicht länger ausgehalten und sich schweren Herzens dazu entschieden, ihre geliebte Heimat Syrien hinter sich gelassen.

„Ich dachte zuerst, dass wir in den Urlaub fahren. Ich wusste nicht, was Flucht bedeutet“, erklärt Malak Kadour, die damals erst acht Jahre alt war. Gemeinsam mit ihren Eltern und den zwei kleineren Brüdern kam sie über einen langen und beschwerlichen Weg nach Deutschland. Mittlerweile ist die heute 14-Jährige angekommen. Sie hat die Sprache gelernt, neue Freunde und Hobbys gefunden. Und doch ist das Erlebnis der Flucht ein Teil von ihr geblieben.

Über Erlebtes sprechen

„Ich habe mich immer gefragt, warum andere Leute, die mit uns geflohen sind, nicht darüber gesprochen haben. Warum sie niemandem von den schrecklichen Erlebnissen berichtet haben. Denn das kann keiner so erzählen wie wir. Andere Leute können nicht nachempfinden, wie es ist, die beste Freundin durch eine herabstürzende Bombe zu verlieren. Wie es ist, wenn man weiß, dass man seine Oma nie wieder sehen wird oder wie es sich anfühlt, nachts durch das dunkle Mittelmeer schwimmen zu müssen und Angst vor dem Ertrinken zu haben, weil man gar nicht richtig schwimmen kann“, sagt Malak.

Sie habe Angst gehabt, ihre Fluchterlebnisse zu vergessen und so kam der Gedanke, sie aufzuschreiben. „Verloren in einer grässlichen Welt“ heißt das Buch, das aus dieser ersten Idee entstanden ist. In einem Notizbuch, in dem jede Zeile genutzt wurde, hat Malak alles festgehalten. „In der Schule habe ich daraus vorgelesen und das hat alle berührt. Ich wurde dann für den Jugendkulturpreis angemeldet“, erklärt die 14-Jährige.

Eine von zehn Gewinnern

Bereits vor einigen Monaten waren zehn Gewinnerprojekte von kreativen Köpfen zwischen 14 und 21 Jahren ausgewählt und jeweils mit 1000 Euro belohnt worden – darunter auch Malaks Geschichte. Am vergangenen Freitag reiste sie mit ihrer ganzen Familie nach Hannover, wo das Finale des Wettbewerbs stattfand. Und die Reise sollte sich lohnen: Als eine von drei Gewinnerinnen erhielt Malak nochmal 1000 Euro.

„Ein paar Euros habe ich für neue Stifte aufgegeben. Den Rest möchte ich dafür nutzen, um aus meiner Geschichte ein gedrucktes Buch zu machen“, erklärt die 14-Jährige. Ein Graphic Novel in Deutsch und Arabisch soll es werden. Noch ist Malak sich jedoch nicht sicher, wie das umgesetzt werden kann. „Das Buch ist mir wichtig, weil ich für all diejenigen sprechen möchte, die im Krieg oder auf der Flucht gestorben sind“, sagt Malak.

Es sei zudem eine wichtige Erinnerung an Syrien. Denn in ihrem Buch gehe es auch um ihr Leben vor der Flucht. „Wir Kinder haben immer draußen gespielt und sind auf Bäume geklettert. Es war warm und die Natur war wunderschön“, erinnert sie sich zurück.

Bis heute bereut die Familie es nicht, Syrien verlassen zu haben. Sie sind in Sicherheit und wurden gut aufgenommen. Trotzdem bleibt so etwas wie Heimweh zurück. Malaks Mutter möchte ihren Kindern irgendwann gerne zeigen, wo sie geboren wurden und wie schön alles war. „Das machen wir. Aber es wird wohl noch eine Weile dauern“, sagt Malak.